Dienstag, 28. Juni 2011



Eine große Frau aus Tibet,
Ngawang Sangdrol


Wenn ich dieses Portrait sehe und lese, wie es der Tibetin Ngawang Sangdrol ergangen ist  *), verbeuge ich mich tief vor dieser großen Frau. Sie mag Ende 30 gewesen sein, als dieses Foto 2003 gemacht wurde, nach all diesen Qualen und Folterungen, die sie im Gefängnis in Tibet erlitten hat. Und sie ist eine schöne Frau geblieben in jeder Hinsicht – doch auch so viel Trauer in ihren Augen. Es mag ihre von Buddha geprägte Religiosität gewesen sein, die ihr die Schönheit der Jugend erhalten hat.






Und wenn ich sie in kurzen Filmstücken sprechen und gehen sehe, ist da die Gelassenheit einer langjährigen Nonne. Haben die Qualen der Folterungen in Drapchi-Gefängnis ihr Nonnentum  vertieft? Doch lächelt sie selten.

Ganz anders die Wut des Gefängnis-Personals, die vielleicht immer grausamer wurde.

In Tibet musste Frau Ngawang Sangdrol zusammengerechnet 21 Jahre im Gefängnis verbringen, etwa 1981 bis 2002. Es waren politische Gründe, die sie in diese Haft zwangen: sie protestierte immer wieder, beginnend mit 10 Jahren, gegen die chinesische Besetzung ihres Landes. Und wurde immer wieder vor Gericht gestellt und aufs Neue verurteilt.

Seit dem 23. März 2003 lebt sie in den USA.

Ich sehe die Schönheit der Seele von Ngawang Sangdrol in ihrem Gesicht, und erkenne, wie sie das Leben ernst nimmt. Ich lese, wie stark sie in ihrer religiösen Überzeugung lebt. Dadurch war es ihr von Kindheit an möglich, nicht in einen Hass gegen ihre Quäler zu fallen.

Sie sagt: „Wenn sie mit den Folterungen begannen, versuchte ich immer stillzuhalten und stark zu sein.“ Ich merke, daß ihre Quäler nicht stark waren, und aus ihrem Zorn fürchte ich, daß sie alle Zeit ihres Lebens, bis zum Tod, belastet sind durch Alpträume, Psychosen, neuen Zorn und Hass – nicht immer gegen oder wegen irgendwas. Diese Psychosen werden ihnen vielleicht ohne erkennbaren Grund aus den Tiefen ihrer Seelen immer wieder aufsteigen und ihnen ihre Nächte verderben, sie zu Süchten und Fehlverhalten ihres Körpers zwingen, zu Heftigkeiten gegen ihre Kinder ...

Die Basis von Ngawang Sangdrol ist die Religiosität ihrer Eltern und ihre eigene. Es ist die Gewaltlosigkeit und die allumfassende Liebe in der Lehre des Buddha Sakyamuni.

Ich verehre Frau  Ngawang Sangdrol  und danke ihr für ihr Opfer für das Anwachsen der Menschlichkeit.



*) In diesem Link findet ihr ausführliche Texte in Deutsch: 


Über eine Zukunfts-Vision für Tibet nach den Qualen der chinesischen Besetzung schreibe ich hier:  
http://mein-tibet-organisation.blogspot.com/










  
Das Drapchi-Gefängnis bei Lhasa/Tibet













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